II. KAPITEL [C]

DIE DONAUSCHWÄBISCHE LANDNAHME

Sie erfolgte in den drei großen Ansiedlungswellen, welche als die drei "Großen Schwabenzüge" in die Geschichte eingingen.

Man bezeichnete die Neuankömmlinge als "Schwaben"; obwohl die Anzahl echter Schwaben von den aus anderen Provinzen kommenden Siedlern übertroffen wurde, verblieb es bei dieser Bezeichnung der neuen Stammesgemeinschaft. Die Enststehung der Bezeichnung findet ihre Erklärung in der historischen Tatsache, daß die erste Anwerbung durch Agenten des Wiener Hofes für die Auswanderung nach dem Südosten in Würtemberg stattfand, und daß die ersten Siedler tatsächlich Schwaben waren. Dazu kommt noch der Faktor, daß viele der Kolonistenahnen ihre Reise nach Ungarn auf den sogenannten "Ulmer Schachteln" im "schwäbischen Ulm" antraten.

Die drei großen Schwabenzüge haben jeweils während der Regierungszeiten von Kaiser Karl VI., der Kaiserin Maria Theresia und ihrem Sohn Kaiser Joseph II. stattgefunden. Aus diesem Grunde nennt man sie oft die:

a)  Karolinische.

b)  die Tehresianische, und

c)  die Josephinische Ansiedlungswelle.

Ansiedlungswellen

1. Der erste große Schwabenzug (1723-1726)

Bei der Rückeroberung war das Banat eine recht spärlich besiedelte Wildnis, bedeckt mit Sümpfen und Morästen. Nur äußerst selten bzw. stellenweise fand man trockenes Land, das zugänglich und geeignet war, menschliche Behausung darauf zu erstellen. Dieses Gebiet zwischen Donau und Theiß, der Marosch und den Südkarpaten wurde nach der Befreiung nicht Ungarn einverleibt, sondern zum unmittelbaren "Reichsland" erklärt.

Zum Statthalter des Banats wurde ein Feldmarschall im Heere Prinz Eugens von Savoyen, der Graf Claudius Florimundus Mercy ernannt, der sich in diesem Befreiungskampf sehr große Verdienste erworben hatte. Nachdem Mercy die Sachlage studiert und klar übersehen hatte, arbeitete er gleich großangelegte Pläne aus, deren Verwirklichung er alsbald in Angriff nahm. Die Besiedlung und wirtschaftliche Erschließung des Landes konnte aber erst nach der Trockenlegung der Sümpfe ihren Anfang nehmen. Zuerst wurden die Bega und Temesch Flüsse durch Anlegen eines weitverzweigten Netzes von Kanälen und Gräben reguliert, um das überschüssige Wasser abzuleiten. Gleichzeitig wurde auch die Ansiedlungsaktion begonnen und energisch vorangetrieben. Neben Deutschen, Serben und Kroaten kamen in geringer Anzahl auch Italiener, Spanier, Franzosen, Rumänen und auch andere Völker ins Land. Die Spanier und Italiener konnten dem ungesunden Klima nicht standhalten, und auch deutsche erlagen den Beschwerlichkeiten der Anfangszeit. Trotz der hohen Ausfallrate unter den Kolonisten wegen Sumpffieber und auch der Pest, gelang es Mercy, etwa 50 Siedlungen zu gründen, obwohl sich in den deutschen Landen bereits der Spruch verbreitet hatte: "Ungarn ist das Grab der Deutschen!" Schließlich siegte doch der Pioniergeist der donauschwäbischen Kolonisten.

Um neben den günstigen Bodenverhältnissen auch die Naturschätze des Landes zu nützen, brachte Mercy Bergleute und Handwerker ins Banat. Er führte sogar die Seidenraupenzucht und den Reisbau ein. Die ansässige Restbevölkerung von Ungarn, Serben, Kroaten und Rumänen lernten schnell von den erfahrenen deutschen Bauern. Außer der regen Kolonisation und dem Aufbau der Landwirtschaft widmete Mercy seine ganze Aufmerksamkeit einer guten Verwaltung mit vorbildlicher Ordnung. Ein Magistrat wurde geschaffen. Gute Straßen wurden angelegt. Nicht zuletzt sorgte Mercy für die Hebung der Kultur und Volksbildung. In den Gemeinden wurden bald Schulen errichtet und die Kinder zum Schulbesuch angehalten. Die Hauptstadt Temeschwar nahm unter seiner Obhut raschen Aufschwung. Man nannte es das "kleine Wien". So entwickelte sich das Temescher Banat zu einem blühenden Land an der Schwelle des Orients.

Das Land wurde vor der Räuberplage gesichert. Grenzbefestigungen wurden erweitert und verstärkt, um die Siedlungen vor den Einfallen der Osmanen zu schützen.

Der Kaiser war im Banat der einzige Träger der Staatsgewalt. Er führte hier den Titel eines Landesfürsten. Ihn vertrat im Lande der Statthalter/Gouverneur. Für die Selbständigkeit des Banats setzte sich besonders der von Prinz Eugen zum ersten Statthalter vorgeschlagene Graf Mercy ein. Er betonte stets, daß "alle Einkünfte und Regalien zusammen mit dem Land u. Boden dem Kaiser gehörren und daß alles kameralisch sei". Für die Selbständigkeit oder Sonderstellung des Banats trat nicht zuletzt auch der Kaiser selbst ein im Sinne seines politisch-militärischen Auftrags. Er fühlte sich für die christlich europäische Ordnung sowie für den Schutz des Gesamtstaates und dieses Kronlandes verantwortlich. Das befreite Banat sollte daher als eine "Vormauer der Christenheit" gegen die noch immer gefahrlichen Türken aufgebaut werden.

Graf Mercy hat neben dem Banat seine segensreiche Tätigkeit auch auf die Schwäbische Türkei ausgedehnt, wo er 1722 ausgedehnten Landbesitz erworben hatte. Dies soll in einem späteren Abschnitt näher beleuchtet und gewürdigt werden.

Einwanderung der Donauschwaben im 17. und 18. Jahrhundert

Dreiteiliges Gemälde von Stefan Jäger

2. Der zweite große Schwabenzug (1763-1773)

Trotz verbesserter Grenzbefestigungen waren die Türken überraschend über die Donau ins Banat eingedrungen und vernichteten viele der von Graf Mercy gegründeten Siedlungen. Viele Kolonisten, die den einfallenden Türken nicht entkamen, wurden entweder erbarmungslos niedergemetzelt oder in türkische Sklaverei verschleppt. Durch diesen neuen österreichisch-türkischen Krieg (1737-39) war die friedliche und gedeihliche Kolonisation jäh unterbrochen. Das Siedlungs- und Aufbauwerk von Generationen wurde dabei zerstört. Man mußte wieder von vorne anfangen. Als weiterer Schicksalsschlag brach auch noch die Pest aus. Der Tod Kaiser Karls VI. und die Probleme, die sich mit der Thronbesteigung Maria Theresias ergaben, ließen Ansiedlungsaktion und Aufbauwerk gänzlich in den Hintergrund treten.

Endlich am 23. Februar 1763 erließ Kaiserin Maria Theresia ihr eigenes Kolonisationspatent, das dann eine neue Siedlungswelle auslöste. Auch hier, wie beim ersten Schwabenzug, wurde den Siedlern Grund und Boden im Erbeigentum zugesichert, nebst langfristiger Steuerfreiheit und weiteren Begünstigungen. Diese haben sich auf die Auswanderungsbereitschaft der künftigen Kolonisten günstig ausgewirkt.

Die Batschka war das Hauptziel des theresianischen Siedlungswerkes. Obwohl es schon lange vor dem Banat von den Osmanen befreit worden war, blieb dieses außerordentlich fruchtbare Gebiet vom ersten Schwabenzug fast unberührt, u.zw. bedingt durch den Verlauf der Militärgrenze. Dadurch blieben große Staatsgüter unbevölkert, zudem hat man auch dortige serbische Siedlungen aufgelöst und umgesiedelt. Die ganze Region war jedoch für eine Kolonisation mit deutschen Bauern vorzüglich geeignet.

Ähnlich wie Mercy im Banat, so erwarb sich der Kameralrat Anton von Cothman bei der Ansiedlung von Donauschwaben in der Batschka große Verdienste. Er bereiste sogar vorher die Gebiete und hatte für seine Kameral-Dominien, die sich zur Besiedlung eigneten, schnell seine Pläne ausgearbeitet. Daher war er auch in der Lage, die neu ankommenden Kolonisten zügig einzuweisen und unterzubringen. Von Cothman beschleunigte den Ansiedlungsprozeß aus merkantilistischen Gründen. Er siedelte während des zweiten Schwabenzuges etwa 2.500 deutsche Familien an (ca. 10.000 Personen), von denen laut Aufstellung von 1768 seit 1763 an die 2.025 Häuser errichtet wurden. Cothmans Vorgänger, Anton von Grassalkowich, der die Ansiedlung von 1749-1762 leitete, siedelte etwa 5.000 Familien an, von denen 2.000 madjarischer und 2.000 südslawischer Herkunft waren. Cothman ließ für die Neukömmlinge auf Staatskosten Häuser bauen. Sie wurden mit Lebensmitteln und den erforderlichen Gerätschaften prompt versorgt, jeder Ort erhielt ein Schulgebäude und eine Kirche. Auch Pfarrer und Lehrer wurden bestellt. Zur Wahrung der Gesundheit sorgte man durch den schleunigen Bau von Spitälern. Unter Cothmans Obhut entstand die Mehrzahl der Großgemeinden wie Filipsdof, Sonnhofen-St. Ivan, Schönau-Gajdobra, Gaumarkt-Gakovo, Kornau-Krnjaja, Wolfingen-Karavukovo u. a.

Mit dem Jahre 1773 wurde die Kolonisation auf Staatskosten beendet. Vereinzelte deutsche Einwanderer gab es noch, die auf eigene Faust nach Ungarn zogen. Ein besonderes Merkmal der staatl. Ansiedlung war, daß nur katholische Einwanderer zugelassen wurden. Protestantische Einwanderungswillige mußten auf den staatlichen Grundherrschaften zum kath. Glauben übertreten, was sich in manchen Fällen tatsächlich ereignet hatte.

Der zweite große Schwabenzug hat den bisherigen donauschwäbischen Siedlungen neues Blut und Verstärkung zugeführt. Diesmal wurde das Aufbauwerk von Feinden nicht mehr gestört. Trotzdem hatten die Kolonisten noch immer viele Probleme zu bekämpfen wie die Pest, Sumpffieber und Überschwemmungen. Doch mit unbeugsamem Willen, Zähigkeit und Tatkraft vollbrachten sie das Aufbauwerk zum Wohle aller. Die Auslagen des Staates waren bald gedeckt und das Batscherland wurde eines der reichsten Gebiete der Donauschwaben.

3. Slawonien und Syrmien

Slawonien wurde 1687 durch die kaiserlichen Truppen von den Türken befreit. Am 5. Oktober 1687 wurde auch Esseg eingenommen und 1688 drangen sie gegen Syrmien vor. Der Karlowitzer Frieden (1699) brachte Kroatien und Slawonien an Österreich, während der letzte Teil Syrmiens erst im Frieden von Passarowitz (1718) folgte. Man unterstellte die eroberten Länder sogleich der Hofkammer und dem Hofgerichtsrat. Die Adeligen und Grundherren der Region wurden aufgerufen, ihre Besitzrechte geltend zu machen. Nicht allzuviele reagierten. Manche Familien waren bereits ausgestorben, andere wiederum konnten ihre Besitztumsrechte nicht nachweisen. Daraufhin werden einzelne Güter an meistbietende Grundherren oder Adelige verkauft.

Slawonien hatte um 1700 noch 140.000 Einwohner und Syrmien hatte fast gar keine Bewohner. Durch den Abzug der Osmanen hatten die Städte ihre Bevölkerung weitgehend verloren. Zuerst mußten Handwerker ins Land gerufen werden und nachher kamen im Gefolge des Heeres auch die ersten Siedler an. Peterwardein und Esseg waren die ersten Gemeinden. Der Zuzug von weiteren Handwerkern und Kaufleuten aus dem Österreichischen nach Esseg hat im 18. und 19. Jahrhundert angehalten und gab dieser jungen Stadt ihr deutsches Gepräge. Nach 1718 (Passarowitz) ließen sich die ersten Kolonisten in Semlin nieder. Als die Deutschen sich mit dem Heer in den Kriegswirren von 1939 aus Nordserbien zurückziehen mußten, sind viele dieser deutschen Kolonisten nach Semlin, Esseg, Peterwardein und Karlowitz umgezogen.

Das schlechte Klima und die damit verbundenen Seuchen haben die Zahl der Kolonisten derart dezimiert, daß man Esseg und Peterwardein schlechthin als "Gräber der Deutschen" nannte.

In diesem Gebiet konnte man die bäuerliche Ansiedlung nur in einer lockeren Form und nicht so planmäßig durchführen wie z. B. in der Batschka und in der Schwäbischen Türkei. Auch hier war das Land von urwaldähnlichem Gestrüpp und Morast überwuchert. Sogar eine Wolfsplage nebst anderen erheblichen Schwierigkeiten sprach mancherorts gegen eine landwirtschaftliche Erschließung. Hinzu kam noch, daß die Angebote an die Siedler nicht allzu verlockend aussahen. Die Neuankömmlinge wurden nur für 3 Jahre vom Heeresdienst befreit und hatten sich dem Grundherren als Hörige unterzuordnen. Nur wenige der Gutsherren sahen die große Wichtigkeit der Kolonisation ein und gewährten ihren Untertanen Freizügkeit.

Nachdem Syrmien und Slawonien im 18. Jahrhndert nur eine lockere deutsche Kolonisation erhielten, nahmen diese Ländereien den menschlichen Uberschuss der anderen donauschwäbischen Gebiete nördlich der Drau und der Donau in der Folgezeit ständig auf. Die neuen Siedler wurden nur in den bereits bestehenden Orten angesiedelt, und es kam nicht mehr zur Gründung neuer Dörfer. In Mischdörfern, z. B. mit Südslawen, blieben die Deutschen vom serbischen Ortsteil vollständig getrennt.

Die Siedlungsbewegung blieb im Gegensatz zu allen anderen donauschwäbischen Regionen hier noch lange aktiv, was sich in einer fortgesetzten Aufnahme von neuen Kolonisten offenbarte.

4. Der dritte große Schwabenzug (1782-1787)

Der dritte große Schwabenzug war eine Masseneinwanderung, die sich hauptsächlich während der Regierungszeit Kaiser Josephs II. (1765-1790) vollzogen hatte. Nach dem Tode seiner Mutter, der Kaiserin Maria Theresia, bestieg er als Kaiser Joseph II. den Thron. Er war bereits unmittelbar nach dem Tode seines Vaters Mitregent. Als ein Fürst mit erstrangigen politischen Fähigkeiten, zeigte er außerdem eine vielseitige Begabung. Er war deshalb schon vor seinem Regierungsantritt mit den vordringlichsten Aufgaben der Staatsführung vertraut. Er sah seine Sendung als Regent vornehmlich darin, das Wohl des Volkes und den Fortschritt des Landes zu fördern. Insbesondere dem Fortschritt und der Aufklärung war er zugetan. Im innenpolitischen Bereich war Joseph IL jedoch gezwungen, bis zum Tode seiner Mutter die von ihm im aufklärerischen Sinne konzipierten Reformpläne zurückzuhalten. Außenpolitisch setzte er eine Beteiligung an der Teilung Polens durch, was ihm Galizien erbrachte (1772). Nach 1780 konnte er seine reformerischen Ideen zum Teil durchsetzen. Manchmal ging er in seinem Drang, den Staat nach fortschrittlichen Ideen umzubauen, zu strikt und ungstüm vor. In einer großangelegten Besiedlung ungenutzten Landes sah er eine der wichtigsten Hauptbedingungen des Gedeihens, des Wohlstands und der Macht des Habsburgreiches.

Die Einwanderung von Deutschen nach Ungarn sollte unter ihm einen letzten Höhepunkt erreichen. Unter Joseph IL waren in den Siedlungsaktionen und dem Aufbauwerk fast alle donauschwäbischen Siedlungsgebiete mehr oder weniger beteiligt. Der Kaiser zeigte stets reges Interesse, neue Siedlungen anzulegen und bereits bestehende zu fördern.

Viele seiner Reformen, die er zugunsten der Staatsgewalt durchführte, waren unter den Nationalitäten, besonders bei den Ungarn, äußerst unpopulär. Für Ungarn bedeutete das unter anderem die Einführung des Deutschen anstatt des Lateinischen o. Ungarischen als Amtssprache. Manche dieser Reformen nahm er kurz vor seinem Tode wieder zurück.

Über die bedeutenden Phasen hat der Batschkaeinwanderer Josef Einmann (1764— 1857)) in seinem Büchlein: "Der deutsche Kolonist", die Ansiedlung des Batscherlandes, für die Nachwelt Wichtiges hinterlassen. Dieses Werk hat unschätzbaren Wert wegen der vielen Einzelheiten und statistischen Angaben aus den Anfangen der Batschka-Kolonisation.

Die Zeit kam schließlich, als keine Kameralgüter mehr zur Verfügung standen, worauf die Siedlungsaktionen im Dezember 1787 offiziell endgültig zum Abschluß gebracht wurden.

Nach dem Tode von Kaiser Joseph IL (1790) war die Einwanderung aus dem Reichsgebiet und somit die donauschwäbische Landnahme im großen und ganzen beendet.

Es folgte zwar noch eine rege Binnenwanderung, hauptsächlich aus der Batschka nach Syrmien und Slawonien, gelegentlich auch kleinere Schübe aus den Reichsprovinzen, doch die Ansiedlungsaktionen als solche waren in dieser Region abgeschlossen.

Der Weg der Urahnen nach dem Südosten

Die Schiffe der Auswanderer

Mit den sogenannten "Ulmer Schachteln" zogen einst die Urahnen von der alten Reichsstadt Ulm über Regensburg, Passau, Wien und Budapest gen Südosten und siedelten sich nachher zwischen Donau, Theiß und Marosch an.
Heute, zweieinhalb Jahrhunderte danach, berichtet man in den Heimatbüchern, Volkskalendern und anderem donauschwäbischem Schrifttum über diese Ereignisse und die großen "Schwabenzüge". Ja, es sind nun beinahe 250 Jahre vergangen, seit die drei großen Schwabenzüge stattfanden. Zwischen 1721 und 1765 wanderten zahlreiche Bauern und Handwerker aus dem "Reich" nach dem Südosten, d. h. dem damaligen Österreich—Ungarn aus. Kaiserin Maria Theresia und später auch ihr Sohn Kaiser Joseph der II. förderten diese Siedlungsaktionen.

Diese "Ulmer Schachteln" waren kleine, roh gezimmerte Schiffe, die sich zum Transport von Menschen und Fracht eigneten. Die Länge eines solchen Wasserfahrzeugs betrug zwischen 17 bis 30 Metern, etwa 7 Meter breit und konnten eine Last bis zu 150 Tonnen aufnehmen und befördern. Stromabwärts betrug ihre durchschnittliche Geschwindigkeit etwa 8 Kilometer pro Stunde. Die Ulmer Schachtel wurde vom Bug und Heck mit je zwei Rudern gesteuert. Sie hatte einen Tiefgang von nur 30-40 cm. Die Tragkraft von solch einem Wasserfahrzeug betrug bis zu 800 Zentnern, so daß neben den Menschen auch Vieh und Fuhrwerk geladen und befördert werden konnte. Es ist leicht verständlich, daß die Unternehmer schwer ihr Brot verdienten. Während der Fahrt mußten die Reisenden beim Steuern des Fahrzeugs mithelfen. Meist gab es genügend junge Handwerksburschen, die sich dabei nützlich machen konnten. Der Schiffsmeister war von Gesetz wegen verpflichtet ein "Schiffsmeisterpatent" aufzuweisen. Ordinär wurde der Schiffsverkehr mit diesen Plätten meist von Mitte März bis Ende Oktober durchgeführt, manchmal sogar bis in den Monat November hinein verlängert.

Der Weg der Kolonisten führte über Regensburg a.d. Donau

Regensburg im 18. Jahrhundert

Bild: Regensburg aus dem 18. Jahrhundert

 

Gewönhnlich benützten die Auswanderer nicht die Ordinary-Schiffe (Zillen), die regulär zwischen Ulm und Wien verkehrten und unter Umständen etwas mehr als 400 Passagiere beförderten, sondern die sogenannten "Ulmer Sachteln" (mann nannte sie auch Schwabenplätten), die nur bis 200 Personen verkraften konnten. Solch eine Donaufahrt kostete bis zu 75 Gulden. Auf anderen Schiffen verlangte der Schiffsmeister vom einfachen Auswanderer etwa 1 Kreuzer per Meile. Nach beendeter Fahrt begab sich der Kapitän des Schiffes auf dem Landweg zur Heimreise.

Wien im 18 Jahrhundert

Wien im 18. Jahrhundert

Die Journey der Sathmarer Schwaben

Der Verfasser des siedlungsgeschichtlichen Werkes "Die deutsche Ansiedlung im Komitat Sathmar" Stefan Vonhaz, hat den Weg dieser schwäbischen Kolonisten gewissenhaft beschrieben und daraus entnehmen wir wertvolle Informationen.

Vonhaz rechnet als effektive Fahrzeit dieser Kolonisten auf der Donau mit 7 Tagen von Ulm bis Wien und 6 Tage von Wien bis Budapest. Hinzuzurechnen sind dann noch gewisse Fahrtpausen. Diese Entfernung beträgt ca. 660 km. Mit der der heutigen

Der Weg der Kolonisten führte zumeist mit Schiff von Ulm aus.

Ulm im 18. Jahrhundert

Ulm im 18. Jahrhundert

 

Stadtbild der Festung Ofen

Stadtbild der Festung Ofen im 15. Jahrhundert

Flußströmung der Donau gerechnet, die zwischen Ulm und Wien im Durchschnitt 6,5 km pro Stunde ausmachen dürfte, sind also rund 100 Stunden zur Zurücklegung dieser Strecke zwischen Ulm und Wien nötig. Bei einer durchschnittlichen Strömung von 5 km zwischen Wien und Dombori -

Ulmer Schachtel

Ulmer Schachtel (Illustration aus "Die Donauschwaben" Thorbecke Verlag 1987)

(Der Anlegeplatz nach der Regelung der Donau in Höhe von Tolnau) - werden für die rund 450 km Entfernung weitere 85 Stunden Fahrtzeit benötigt.

Johann Eppel, Verfasser des Heimatbuches "Tevel" schreibt, daß die "Teveler" Einwanderer die Strecke zwischen Preßburg und Tolnau, die ungefähr der zwischen Wien und Dombori entspricht, in nicht ganz fünfeinhalb Tagen zurückgelegt und dies trotz dreimaliger Fahrtpause wegen Witterungsbehinderung. Das bedeutet, daß die Zeit außerordentlich gut genützt wurde, sie täglich 16 Stunden auf dem Wasser waren, also schon frühmorgens um 4 Uhr aufbrechen mußten und um 20 Uhr anlegten, was schließlich mit dem Sonnenaufgang und -Untergang zusammenfiel. Dies läßt darauf schließen, daß diese Einwanderer nicht auf einem fahrplanmäßigen sogenannten "Ordinarischiff", dessen Fassungsvermögen mehr als 400 Personen betrug, sondern auf einem "floßartigen" Fahrzeug die Reise zurückgelegt haben.

Von diesen Ulmer Schiffen schrieb Konrad Schünemann wie folgt: "Die Ulmer nützten die Konjunktur aus, um einen besonders vorteilhaften Schiffstyp eigens für die Kolonistentransporte zu bauen, denen man im Volksmund den Namen "Schwabenzillen" gegeben hatte. Es waren leicht gebaute floßartige, flache Wasserfahrzeuge, die dann auch oft als "Kolonistenfloß" bezeichnet wurden. Solche Zillen waren eigentlich nur zur Talfahrt geeignet oder bestimmt. Am Ziele angelangt wurden sie zerlegt und in den holzarmen Gegenden wie z. Bp. der Batschka und des Banats verkauft und als Bauholz verwendet.

Eine größere Gruppe von Kolonisten tat sich zusammen und kaufte sich ein derartiges Wasserfahrzeug, das etwa 150—200 Personen zu fassen pflegte.

Illustration Komitat Sathmar
Illustration vom Deckblatt "Die deutsche Ansiedlung im Komitat Sathmar" von Stefan Vonhäz 1931 & 1987

Illustartion Geschichte der Donauschwaben
Aus "Geschichte der Donauschwaben" von Josef Volkmar Senz - 1987

 

Donauschiffe mit Auswanderern
Donauschiffe mit Auswanderern bei Passau Aus Oskar Feldtänzer "Joseph II. u. d. Donauschwäbische Ansiedlung

 

Am Stiffuldter
Aus "Stiffuldter" von Karl Reil. 1991

 

Deutsche Siedlungen in Ungarn

 

Die Donauschwaben der Neustamm im Südosten Europas

Begriffsbestimmung:

Dieser Stammesname, oder auch Bezeichnung des Neustammes, hielt seinen Einzug in die Forschung bereits 1922 und hat sich nachher rasch verbreitet und eingebürgert. Der gegenwärtig geläufige Ausdruck "Donauschwabe" wurde zuallererst von R. Sieger und H. Rüdiger in dieser Form verwendet. Die Bezeichnung "Donaudeutsche" konnte sich hingegen nicht durchsetzen.

Mit dem Ausdruck "Donauschwaben" bezeichnet man diejenigen Deutschen, die man im 18. und 19. Jh. planmäßig entlang der mittleren Donau und anderen südosteuropäischen Regionen angesiedelt hatte. Es sind bekanntlich jene Gebiete, die die Habsburg-Dynastie mit Hilfe des Reiches in vielen Feldzügen von den Türken befreite und einverleibte.

Die deutschen Kolonisten wurden von ihren madjarischen und slawischen Nachbarn oft abschätzig "Schwaben": genannt (in Ung. sväb, serbisch svaba), obwohl diese Bezeichnung nur teilweise zutrifft.

Die ins Karpatenbecken einströmenden Siedler bildeten im Laufe der Jahrhunderte eine homogene Volksgemeinschaft, die zu einer beträchtlichen deutschen Volksgruppe im Südosten anwuchs. Anfänglich waren diese Neuankömmlinge echte Schwaben, später Franken und Bayern, zu denen sich dann noch Pfälzer, Elsäßer, Lothringer, Hessen, Westfalen, Schlesier, Böhmerwäldler, Österreicher und Schweizer gesellten.

Der Prozeß, wie es zu der Verschmelzung dieser aus so vielen Herkunftsgebieten kam, kann nunmehr dank tiefschürfender und weitverzweigter Forschungsbestrebungen bis in erstaunliche Einzelheiten erforscht und analysiert werden.

Die Neusiedlergruppen mußten sich erst zu einer Siedlungs wie Schicksalsgemeinschaft zusammengewöhnen. In diesem Entwicklungsprozeß von großer Tragweite, glichen sich die unterschiedlichen Sitten- und Gebräuche, sowie Mundart und Tracht allmählich aus. Als Folge des über Jahrhunderte fortdauernden Zusammenlebens entstand ein neuer Menschenschlag. Man beobachtete zwar wesentliche Unterschiede in den einzelnen Siedlungen bezüglich Sprache, Lebensart und Charakter, was dann wieder auf Charakteristiken der Herkunftsgebiete zurückgeführt werden kann. Inmitten einer fremden Welt fühlten sich die Kolonisten verpflichtet, das Volksgut der Ahnen nicht nur zu wahren, sondern auch weiterzupflegen.

Eines der entscheidenden Ereignisse der wechselvollen Geschichte der Donauschwaben war ihr völkisches Erwachen. Eine Volksgruppe hatte sich auf den Weg gemacht, sich selbst wiederzufinden und vor dem Verfall zu retten. Doch als sie sich eine solide Grundlage erarbeitet hatten, da wurde die Welt von einem furchtbaren Ereignis erschüttert. Am 28. Juni 1914 wurde der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand zusammen mit seiner Gattin von einem serbischen Nationalisten ermordet. Der I.Weltkrieg brach aus.

Unsere donauschwäbischen Soldaten hatten treu und aufopferungsvoll an der Ost­und Balkanfront tapfer mitgekämpft und sich die Anerkennung ihrer Waffengenossen, der Deutschen aus anderen Ländern der Monarchie sowie der Reichsdeutschen erworben. Viele von diesen Deutschen erfuhren erstmals von der Existenz der Donauschwaben und deren völkischen Problemen und Nöten. Die donauschwäbischen Soldaten erstarkten dabei in ihrer Selbsterkenntnis und realisierten dabei die Leistungskraft und Größe des deutschen Brudervolkes. Trotz des verlorenen Krieges kehrten sie, in ihrem deutschen Volkstum gestärkt, in die Heimat zurück. Zwar blieb die Heimat, dank der aufopferungsvollen Arbeit der Daheimgebliebenen intakt, doch war es vorauszusehen, daß politisch die allerschwersten Prüfungen noch bevorstanden.

Am 14. November 1918 wurden die Kampfhandlungen eingestellt und ein Waffenstillstand geschlossen. Hier endete die gemeinsame Geschichte der Donauschwaben. Denn, obwohl bis zum Abschluß des Friedensvertrages noch einige Jahre vergingen, hatten die Rumänen die an ihre Territorien angrenzenden Gebiete Ungarns "de facto" besetzt und unter ihre nationale Verwaltung gestellt. Dadurch wurden die Siedlungsgebiete der Donauschwaben dreigeteilt.

An Jugoslawien fielen:
Die Batschka ohne Szeged und Umgebung, der westl. Teil des Banats, das Donau—Drau—Eck vom Komitat Branau (nächst zu Mohäcs) sowie Syrmien, Slawonien, Bosnien und Kroatien mit rund 550.000 Donauschwaben.

An Rumänien gingen:
Der östliche Teil des Banats, Sathmar und das Theißgebiet mit rund 350.000 donauschwäbischen Bewohnern.

Was bei Ungarn verblieb:
Das Bergland im Donauknie, Die Schwäbische Türkei sowie Szeged und Umgebung mit rund 650.000 Donauschwaben.

 

Wappen der Donauschwaben

Wappen der Donauschwaben

 

Die Statistik der Donauschwaben

I. Ihre Anzahl in der alten Heimat:

 
1940
1980
1. Ungarn
650.000
270.000
  • a) Bergland und Donauknie mit Budapest
350.000
130.000
  • b) Schwäbische Türkei
250.000
100.000
  • c) Batschka mit Theißgegend / Teilw.
50.000
40.000
2. Jugoslawien
550.000
50.000
  • c) Batschka und Brenau / Teilw.
200.000
10.000
  • d) Syrmien und Slawonien
200.000
30.000
  • e) westl. Banat Belgrad
150.000
10.000
3. Rumänien
350.000
230.000
e) östl. Banat mit Arad
300.000
180.000
f) Sathmar mit Theißgebiet
50.000
50.000

Insgesamt

1.550.000

550.000

Differenz zwischen 1940 und 1980 = 1.000.000; davon sind

II. Im deutschen Sprachraum (Deutschland und Österreich):

a) Baden-Württemberg
225.000
b) Bayern
210.000
c) Hessen / Pfalz / Ndd.
100.000
Bundesrepublik
535.000

d) Österreich
115.000
Insgesamt
650.000

III. Übersee

a) USA, Alt- und Neueinwanderer
250.000
b) Kanada
50.000
c) Süd-Amerika und Australien
50.000

Insgesamt
350.000

IV. Kriegsverluste

a) Aus Ungarn
50.000
b) aus Jugoslawien
165.000
c) aus Rumanien
60.000

Insgesamt
275.000

V. Gesamtzahl der Donauschwaben in 1980

1. In der alten Heimat
550.000
a) Ungarn
270.000
b) Jugoslawien
50.000
c) Rumänien
230.000
2. Im deutschen Sprachraum
650.000
a) Deutschland
535.000
b) Österreich
115.000
3. In Übersee
350.000
a) Alteinwanderer vor 1945
200.000
b) Neueinwanderer seit 1945
150.000

Insgesamt
1.550.000

SCHWÄBISCHE TÜRKEI


Zwischen Donau, Drau und Plattensee Liegt
ein Ländchen, säuberlich und rein. Häuser,
weiß wie neugefallener Schnee — An den
Hängen reifte goldener Wein.


Weizenfelder wogten wie ein Meer, Leicht
bewegt vom warmen Sommerwind.
Sensendengeln klang von Ferne her — Wie
ein Glockenläuten leicht und lind.


Abends, wenn das Tagwerk getan. Lockte es
die Burschen noch heraus, Und sie fingen
frisch zu singen an, Auf den Gassen vor der
Liebsten Haus.


Kam der Herbst mit seiner Pracht, Durfte
man nicht rasten und nicht ruhn. Bis die
ganze Fülle eingebracht, Hatten alle Hände
voll zu tun.


Und so lebten sie nach gutem Brauch,
Immer emsig schaffend — ohne Rast;
Aber frohe Feste gab es auch, Und man
war hier gern zu Gast. —


Zwischen Donau. Drau und Plattensee
Brach ein Pflug das weiche Stoppelfeld,
Hier erlebte ich einst Lust und Weh; Hier
war meine Heimat, meine Welt. -Hier war
unsere Heimat, unsere Welt. —


Dr. Hans Christ

 

Die Schwäbische Türkei


Begriffsdefinition:


Im geographischen Sinne ist die "Schwäbische Türkei" ein Teilgebiet Transdanubiens im pannonischen Becken, d. h. die Region zwischen Plattensee und dem südlichen Teil der Donau—Drau—Platte. Sie umfaßt den deutschen Siedlungsboden der Komitate (ung. megye), Verwaltungsbezirke oder Gespanschaften:


a) Tolna =Tolnau
b) Baranya = Branau und einen Teil von
c) Somogy = Schomodei.


Die Ostgrenze der Schwäbischen Türkei bildet die Donau von Dunaföldvär abwärts bis zur Drau, im Westen erreichten einige Ortschaften die Städte Kaposvar und Bares. Der südliche Ausläufer des Gebietes gehört seit 1920 zu Jugoslawien. Im Norden, Westen und größtenteils auch im Süden u. zw. nördlich der Drau wird dieses deutsche Siedlungsgebiet von ungarischen Ortschaften umgeben. Bis 1945 war die Schwäbische Türkei die größte deutsche Sprachinsel Ungarns. Sie gehörte im wesentlichen Teil zum Bistum Fünfkirchen/Pecs. Die Deutschen lebten hier in insgesamt 435 Gemeinden, wovon 175 rein deutsch waren. Auch zahlenmäßig ist es das größte Deutschtumsgebiet, zählte es doch nicht weniger als 265.000 Deutsche. Etwa 35-40% wurden ihrer Heimat beraubt und vertrieben.


Warum die eigenartige Bezeichnung?


Die wortwörtliche Übersetzung heißt Sväb-Törökorszäg. Nach Dr. Johann Weidlein wurde der Ausdruck von ungarischer Seite geprägt, bezeichnete aber nur ein Teilgebiet der unteren Baranya. Dr. Josef Schwing, Landsmann aus Palotabozsok, namhafter Wissenschaftler und sehr aktiv in der ungarndeutschen Mundartforschung, sagt hierzu folgendes: "Die etwas absurd anmutende Bezeichnung Schwäbische Türkei sucht man vergeblich auf der Landkarte. Sie wird von der dortigen einheimischen Bevölkerung nicht verwendet und hat keine Entsprechung im Ungarischen. Sie begegnet uns in der Heimatliteratur und in der Wissenschaft, unter anderem in der Mundartforschung. Die Entstehung der Bezeichnung findet ihre Erklärung vielmehr in der historischen Tatsache, daß die Anwerbung durch Agenten des Wiener Hofes für die Auswanderung nach dem Südosten aus Württemberg stattfand, und daß die ersten Ansiedler tatsächlich 'Schwaben' waren."
Die populäre Heimatforscherin Ella Triebnigg-Pirkhert, die auch durch ihre Gedichte und Heimatromane bekannt wurde, hat sich als erste um die Erforschung dieser Bezeichnung bemüht. Sie stellte folgendes fest: "Der Name Schwäbische Türkei" ist kein offizieller. Er beruht weder auf geographischer, noch auf politischer Grundlage, wie auch sein heutiger Gebrauch ferne ist von diesen Beweggründen. Es ist eine kulturgeschichtliche Erinnerung, ihn untergehen zu lassen ist Sache der Pietät und Heimatliebe. Denn er beinhaltet die ruhmreiche Vergangenheit Ungarns und unserer schwäbischen Voreltern zugleich. Der Name ist eine wertvolle kulturhistorische Erinnerung, wie die Namen "Siebenbürgen" oder "Szeklerland" ... Im Jahre 1845 veröffentlichte Michael Haas ein Buch über das Baranyaer Komitet, worin die Bezeichnung auftrat." soweit E. Triebnigg-Pirkhert.

Die folgenden Auszüge stammen aus dem Werk von Alfred Bohmann: „Menschen und Grenzen", Band II. — 1936, worin folgende Zahlenstatistik veröffentlicht wurde.

Schwäbische Türkei Anzahl der Deutschen

1. Umgebung von Jink/Gyönk
24.695
2. Bonnhard/Bonyhad und Umgebung
45.889
3. Magotsch/Magocs und Umgebung
20.377
4. Säsd und Umgebung
14.803
5. Fünfkirchen und Umgebung
7.310
6. Wieland/Villäny und Umgebung
37.237
7. Petschwar/Pecsvärad und Umgebung
17.290
8. Homoling/Almamellek und Umgebung
14.217
9. Inselgruppen
  • In der Schomodei/Somogy
10.576
  • In der Tolnau/Tolna
15.668
10. Streusiedlungen
  • In der Schomodei
11.448
  • In der Tolnau
3.110

Zusammen:
222.620*


*Anmerkung: Es wird darauf hingewiesen, daß es sich bei obiger Statistik mehr oder weniger um geschätzte Angaben handelt, die von den amtlichen Volkszählungen abweichen, aber oftmals eine bessere Übersicht geben als amtliche ungarische Publikationen, die sehr unzuverläßig sind, wenn es sich um Statistiken von Minderheiten handle.


Bevölkerungsverluste der Schwäbischen Türkei
nach dem II. Weltkrieg

I. Tolnau (Nördliche Schwäbische Türkei um Bonyhäd, Szekszärd, Bataszek und Paks.)
1. In 3 nicht vertriebenen RD-Gemeinden verblieben
2.000
2. In 7 nicht vertriebenen MI-Gemeinden (und 5 Orten mit wenigen Deutschen) verblieben
1.900
3. Auf 14 nicht vertriebenen RD-Vertreibungen verblieben
1.900
4. Auf 6 nicht vertriebenen ME-Vertreibungen verblieben
500
5. Auf 8 nicht vertriebenen MI-Vertreibungen verblieben
350
6. In ehemals 44 RD - und 10 ME-Gemeinden verblieben
25.900



  Summe des verbliebenen Deutschtums
32.550
  Summe des fehlenden (vertribenen, vermißten) Deutschtums
58.000
II. Branau (Südliche Schwäbische Türkei um Fünfkirchen, Pecsvärad und Nemetboly.)
1. In 20 nicht vertreibenen RD-Kleingemeinden verblieben
12.000
2. In 2 nicht vertribenen ME-Gemeinden verblieben
1.500
3. In 2 nicht vertriebenen PA-Gemeinden verblieben
1.000
4.
In 24 nicht vertribenen MI-Gemeinden (und 26 Orten mit wenigen Deutschen) verblieben
10.000
5. Auf 17 nicht vertriebenen RD-Vertreibungen verblieben
1.660
6. Auf 9 nicht vertriebenen ME-Vertreibungen verblieben
1.700
7. Auf 10 nicht vertriebenen MI-Vertreibung verblieben
740
8. In ehemals 65 RD-, 22 ME- und 5 PA-Gemeinden verblieben
41.700



  Summe der verbliebenen Deutschen
70.300
  Summe des fehlenden (vertriebenen, vermißten) Deutschtums
68.000
III. Schomodei (Westliche Schwäbische Türkei zw. Drau u. Plattensee.)  
1. In 3 nicht vertriebenen RD-Gemeinden verblieben 1.500
2. In 2 nicht vertriebenen PA-Gemeinden verblieben 1.300
3. In 1 nicht vertriebenen ME-Gemeinden verblieben 1.400
4. In 8 nicht vertriebenen MI-Gemeinden (und 6 Orten mit wenigen Deutschen) verblieben 2.000
5. Auf 6 nicht vertriebenen RD-Außensiedlungen verblieben 700
6. Auf 3 nicht vertriebenen ME-Außensiedlungen verblieben 500
7. Auf 5 nicht vertriebenen MI-Außensiedlungen verblieben 400
8. In ehemals 10 RD-, 2 PA- und 6 ME-Gemeinden verblieben 8.000



  Summe des verbliebenen Deutschtums 16.100
  Summe des fehlenden (vertriebenen, vermißten) Deutschtums 13.100

Siehe Abkürzungen:
RD = Reindeutsche Gemeinden mit einem deutschen Bevölkerungsanteil von 90-100%
ME = Mehrheitsgemeinden 55-90%
MI = Minderheitsgemeinden 10-45%
PA = Paritätische Gemeinden 45-55%

Das Volkstum in den Orten des Talbezirks/Völgyseg,
Komitat Tolnau im Ansiedlungsjahrhundert

  1715     1730     1767     1773 Brüßtles Aufzeichnungen
  m d sl m d sl m d sl    
Apar 85 - 16 22 - 16 - 83 - d  
Bátaapáti - - - - - - - 139   sl (III.)
Belac - - - - - - - 41 - d  
Diósberény 14 - - 13 - - - - - m  
Bonyhád 7 - 9 - - - 40 66 2 d  
Csibrák - - - - - - 9 103 1 d ab 1742 deutsch + magyarisch
Cikó - - 8 2 4 5 10 83 - d+m  
Kisdorog - - - - - - 1 138 - d um 1750 deutsch
Dúzs - - - - - - - 54 - d 1755 deutsch
Gráboc - - - - - - - 85 - d vor 1732 slawisch, danach deutsch
Gyönk 20 - - 18 - - - 55 - d  
Györe - - - - - - 102 186 10 d  
Hant - - - - d - 30 - - d  
Harc - - - m - - 9 88 - m  
Keszöhidegkút - - - - - - 46 1 4 d  
Högyész - - - - - - - 51 - d ab 1722 deutsch
Izmény - - - - d - - 164 - d  
Kakasd - - - - 9 - - 84 - d  
Kéty - - - - - - - 91 - d 1735 deutsch
Kovácsi - - - - - - - 34 - d 1755 deutsch
Kölesd - - - - d - 137 20 6 m  
Kalaznó - - - - - - - - - d 1722 deutsch
Ladomány -   - - - - - 13 - d 1735 deutsch

Abkürzungen:
d = deutsch
m =magyarisch
sl = slawisch

Die Angaben sind den Konskriptionen von 1715 und 1720 und dem Lexikon von 1773 entnommen, sowie J. Brüßtles „Recensio Universi Quinque-Ecclesiensis. 4 Bände. Pecs 1874-1880.

 

  1715     1730     1767     1773 Brüßtles Aufzeichnungen
  m d sl m d sl m d sl    
Lengyel - - - - - - - 67 - d ab 1729 deutsch
Sárszentlörinc - - - 10 - - 173 13 23 m  
Majos - - 4 - 12 - - 84 - d  
Kismányok - - - - 7 - - 48 - d  

Nagymányok

6 - 4 9 - 2 - 151 - d  
Máza 9 - - - - - - 32 - m  
Medina 17 - 3 15 - 2 77 - 3 m  
Miszla - - - 11 - - 118 2 4 m  
Mórágy - - - - - - - 102 - d  
Möcsény - - - - - - - 53 - d  
Mucsi - - - 11 - - - 156 - d  
Mucsfa - - - - - - - 88 - d  
Murga - - - - - - 94 1 1 d  
Alsónána - - - m - sl 5 24 71 d  
Felsönána - - - 15 - 7 1 118 5 d  
Pálfa - - - - - - 88 1 8 m  
Szakadát - - - - - - - 68 - d ab 1722 deutsch
Szálka 10 - 2 10 - 8 16 - 27 sl (III.)
Szárazd - - - - - - - 54 - d  
Kisszékely 28 - - 25 - - 66 35 4 m  
Nagyszékely 13 - - 14 - - 17 208 2 d  
Tevel 5 43 - - 47 - - 135 - d  
Kistormás - - - - - - - 97 - d ab 1724 deutsch
Udvari - - - - - - - - - m  
Váralja 19 - - 18 - - 92 2 - m  
Varsád - - - 8 5 - - 137 - d  
Bonyhádvarasd - - - - - - - 88 - d ab 1735 deutsch
Nagyvejke 20 - - 22 - - - 70 - d  
Kisvejke - - - - d - 59 13 - m  
Závód - - - - 25 - - 107 - d  
Zomba - - - - - - 21 49 2 m  
Dunakömlöd - - - - - - - 181     ab 1784 deutsch
Öcsény 30 - - 32 - - 185 2 - m  
Palatinca - - - - - - - - - d  

 

Deutschbewohnte Orte im Komitat Tolnau

Ortsname
ungarisch
Deutsch Komitat Gründungsjahr Hektarfläche Zahl der Wohnhäuser Einwohnerzahl
(1941)
Deutsche
(geschätzt)
Konfession
Aparhant   Tol 1719 1770 260 1283 1270 rk
Bátaapáti Apaati Tol 1724 2353 271 1099 1080 ev

Diósberény

Berie(n) Tol 1724 1775 250 1263 1200 rk
Bonyhád Bonnhard Tol 1715 4409 1222 8333 5000 ev - rk
Csibrák Tschwrack Tol 1742 1469 184 889 820 rk
Cikó   Tol 1703 2044 356 1836 1800 rk
Kisdorog Kleindorog Tol 1720 1991 276 1454 1400 rk
Dúzs Duschau Tol 1719 1134 131 608 600 rk
Grábóc Grawitz Tol 1732 1374 141 704 650 rk
Gyönk Jink Tol 1713 3814 647 3814 1300 ev
Györe Jerewe Tol   1131 181 774 270 ev
Keszöhidegkút

Kaltenbrunn

Tol 1702 1025 152 728 650 ev
Högyész Mercydorf Tol 1722 3723 634 3541 2900 rk
Izmeny Ismie(n) Tol 1720 1375 186 800 790 ev
Kakasd Kokersch Tol 1717 2057 396 2123 2050 rk
Kéty Giek Tol 1732 1320 239 1113 1050 ev
Kölesd   Tol 1720 4958 758 3482 1000 ev
Kalaznó Kalaß Tol 1722 1842 191 823 770 ev
Ladomány Latom(e) Tol 1717 212 27 155 150 rk
Lengyel Lendl Tol 1729 976 162 843 700 rk
Majos Majersch Tol 1715 1453 270 1183 1150 ev

Kismányok

Klaamaanok

Tol 1719 539 121 608 600 ev

Nagymányok

Großmaanok

Tol 1720 1211 333 2082 1800 rk
Máza   Tol   1063 185 945 500 rk
Miszla   Tol   3472 313 1405 80 ev
Mórágy Marotz Tol 1724 1761 446 1898 1890 rf
Möcsény Metschge Tol   862 111 548 535 rk
Mucsi Mutsching Tol 1720 2479 460 2299 2290 rk
Mucsfa Mutschwar Tol 1723 1277 161 772 765 ev
Murga Murgau Tol 1745 673 150 638 630 ev -rk
Alsónána Raatznaana Tol 1758 1309 321 1379 1260 ev
Felsönána   Tol 1719 2831 276 1358 1000 ev
Szakadát Sagetal Tol 1723 1076 243 1159 1150 rk
Szálka Sage Tol   1715 247 1313 1180 rk
Szárazd Sarasch Tol 1737 710 173 758 750 ev

Nagyszekely

Großsäckl Tol 1720 3672 409 1845 1650 rf
Tevel   Tol 1712 2523 492 2516 2500 rk
Udvari   Tol 1720 2769 268 1318 1000 ev
Váralja Warole Tol 1715 2134 337 1649 800 ev
Várdomb   Tol 1766 812 226 974 960 rk
Varsád Werschod Tol 1717 2153 248 1102 1050 ev
Bonyhádvarasd Warasch Tol 1732 1110 140 720 720 rk
Nagyvejke Deutschwecke Tol 1720 777 120 576 570 rk
Kisvejke Ungrischwecke Tol   1128 163 703 550 rk
Závód Saawed Tol 1718 2319 179 893 885 rk
Zomba Sumbe Tol 1745 1628 588 2914 2000 rk

Dunakömlöd

Kimling Tol 1785 1809 493 2307 2300 rk